Denkmalpflege

Einsatz im Wald

Unterwegs mit der mobilen Einsatztruppe (MOBI) der Jugendbauhütte Stade

Wer ein freiwilliges soziales Jahr bei der Mobilen Hütte Niedersachsen (MOBI) macht, packt von Anfang an mit an. Da werden Bäume gefällt, Stämme bearbeitet, es wird gehobelt, geschliffen, gesägt, gespalten und gehämmert. Unter fachkundiger Anleitung lernen Jugendliche den Umgang mit Holz und Werkzeug in Denkmalpflege und Restaurierung. Nicht nur bei ihren wechselnden Einsätzen in Museen und Vereinen, sondern auch auf Seminaren, die oft weitab vom Schuss in der freien Natur stattfinden.

Arbeiten in und mit der Natur

So entsteht in der Göhrde im Wendland zurzeit eine kleine Hütte im Wald, die in Zukunft bei Seminaren im Freien als Unterstellmöglichkeit genutzt werden soll. Unter der Leitung von Zimmermann und Grünholztischler Michail Schütte wird möglichst nur verarbeitet, was die umliegende Natur hergibt. Besonders wetterbeständiges und dabei gut zu verarbeitendes Robinienholz bildet den Dachbogen des Hauses, das nach uralter „Cruck-Bauweise“ konzipiert wurde. Die Stirnseiten der Hütte sehen aus wie ein umgedrehtes Boot. „Beim Bau unserer Hütte steht das Holz an sich im Vordergrund. Wir zwingen es nicht in irgendeine Form, sondern passen uns beim Bau seinem individuellen Wuchs an. So entsteht ein Gebäude mit einem ganz eigenen Charakter“, sagt Schütte.

Das kulturelle Erbe bewahren

Auf diese Weise wurden seit dem Mittelalter zahlreiche Häuser errichtet, vorrangig in England, die zum Teil heute noch bewohnt oder bewirtschaftet werden. Chemischer Wetterschutz, Versiegelung und Abdichten kommt bei der Waldhütte im Wendland übrigens nicht zum Einsatz, obwohl sie Tag und Nacht der Witterung ausgesetzt ist: „Gerade Robinienholz verwittert nur wenige Millimeter, dann ist Schluss. Diese Schicht dient dem Holz wiederum als Witterungsschutz. Holzschutzmittel sind da nicht nur unnütz, sondern machen es oft sogar schlimmer, da die Feuchtigkeit im Holz nur noch schwer verdunsten kann“, erläutert ein Teilnehmer, während er sich die Hände am Feuer wärmt.

„Das naturnahe Arbeiten mitten im Wald tut den Jugendlichen sichtlich gut“, so Eva Pfennig, Leiterin der MOBI im Landkreis Stade. „Sie kommen runter, finden zu sich selbst und machen die wichtige Erfahrung, mit den eigenen Händen und im Team etwas Großes schaffen zu können.“

Zimmermann und Grünholztischler Michail Schütte

Über die mobile Einsatztruppe (MOBI) der Jugendhütte Stade

Auf dem aktuellen Programm der MOBI stehen Einsätze für Erhaltungsarbeiten am Museumsschiff „Greundiek“ in Stade sowie beim Anfertigen eines Dachstuhls für eine Schmiede im historischen Sägewerk der Wassermühle Karoxbostel. In einem Langhaus  im Freilichtmuseum Archäologisches Zentrum Hitzacker werden zudem Lehmgefache restauriert und auch an der Gedenkstätte Lager Sandbostel, in der Archivarbeit des Altländer Archivs sowie im Museum Altes Land gibt es viel zu tun für die MOBI-Jugendlichen. Die JugendBauhütten sind ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalpflege in Kooperation mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd). Im Jahr 2020 unterstützt die VGH Stiftung die Mobile Bauhütte mit der Finanzierung eines Freiwilligenplatzes ab September 2020.

Text und Medien: Anna Stella Bonin
Umsetzung Internet: Jörg Zimmermann