Wissenschaft

Sonderausstellung „Geschwister“ der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg

Die Sonderausstellung „Geschwister“ der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg wird am 27. Januar 2022 per Livestream eröffnet.

Die Ausstellung zeigt anhand von fünfzig Biografien Schicksale von Menschen auf, deren Geschwister bzw. die selbst mit ihren Geschwistern zur Zeit des Nationalsozialismus in die „Kinderfachabteilung“ der Psychiatrischen Klinik Lüneburg eingewiesen wurden. Es kommen Zeitzeugen, darunter vor allem Brüder und Schwestern von Psychiatriepatientinnen und -patienten, zu Wort und geben Einblicke in ihre Familiengeschichte, die häufig nachhaltig von sogenannter „rassenbiologischer“ Diskriminierung geprägt wurde.

Damit führt die Ausstellung vor Augen, dass die sogenannte „Eugenik“ und „Euthanasie“ nicht nur Verbrechen an einem einzelnen, von seiner Familie separierten Opfer waren. „Nicht selten wurden mehrere Geschwister einer Familie zwangssterilisiert, in die NS-Psychiatrie eingewiesen, entrechtet und schließlich ermordet. Oft waren Geschwister Zeuge dessen, waren sie dabei, wenn ihre Brüder und Schwestern gequält und getötet wurden“, so Dr. Rudnick, Leiterin der Gedenkstätte. Zudem richten die dargestellten Geschwister-Biographien den Blick auch in die kaum erforschte Nachkriegszeit, die keinesfalls den allumfassenden Bruch mit dem Vorangegangenen brachte. Viele überlebende Geschwister blieben weiter Patientinnen bzw. Patienten in der Psychiatrie.

Die VGH Stiftung unterstützt das Projekt aus dem Förderbereich „Wissenschaft“ heraus und ist überzeugt davon, dass die neuen Quellen, Kontakten und Konzepten, die zur Verwirklichung dieser Ausstellung aufgetan und entwickelt wurden, die Erinnerungs- und die Bildungsarbeit der Euthanasiegedenkstätte Lüneburg bereichern und stärken.

Am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wird die Eröffnungsveranstaltung um 17:00 Uhr über die Webseite www.geschichte-raum-geben.de live übertragen.

Daran anschließend kann die Ausstellung online sowie analog in der Gedenkstätte im ehemaligen Badehaus am Wasserturm auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik (Haus 34, Am Wienebütteler Weg 1, Lüneburg) besucht werden.

Die Ausstellung ist nahezu barrierefrei. Sie steht in Leichter Sprache zur Verfügung und alle Textinformationen auch als Audio-Angebot verfügbar.