„Papier ist geduldig“ sagt das Sprichwort – und in unserer Vorstellung ist es auch besonders langlebig. Das gilt allerdings nicht für das Gros der Papiere, die zwischen 1850 und 1970 industriell gefertigt wurden! Diese enthalten Säure, die das Material selbst unter besten Lagerungsbedingungen nach und nach brüchig werden lässt und letztendlich zum vollständigen Zerfall führt.
Für das Stadt- und Kreisarchiv Nienburg betraf dieses „Säurefraß“ genannte Phänomen einen der wichtigsten und meistgenutzten Bestände – die Aktenüberlieferung der Stadtverwaltung von 1866 bis 1933 im Umfang von rund 70 Regalmeter in ca. 3.500 Einzelakten. Um den Säurefraß aufzuhalten, wurden die Akten zum Zentrum für Bucherhaltung (ZFB) in Leipzig gebracht und dort in einem maschinellen Verfahren einer sogenannten Massenentsäuerung unterzogen, die dem Papier mit einer Chemikalienlösung die Säure zu entzieht, ohne das Schriftbild zu beeinträchtigen. Der Aktenbestand ist nun nicht mehr einem schleichenden Verfall ausgesetzt und steht mit der Rückführung nach Nienburg wieder der interessierten Öffentlichkeit für ihre Recherchen und Forschungen zur Verfügung.
Es gelang dem Archiv, für das Projekt Bundesmittel der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) einzuwerben. Ergänzt wurden diese Gelder u. a. durch eine Förderung der VGH Stiftung, die in ihrem Förderbereich Denkmalpflege Erhaltungsmaßnahmen an landesgeschichtlich relevantem Kulturgut unterstützt.