Denkmalpflege

Teatime! Nienburger Teetempel erstrahlt in neuem Glanz

Einst diente der kleine Pavillon den Pächtern der Domäne Schäferhof als Rückzugsort für eine Tasse Tee oder – später am Tag – auch mal ein Gläschen Wein. Vor fast 200 Jahren im klassizistischen Stil errichtet, bot er einerseits einen Hauch Luxus in der knapp bemessenen Freizeit der Pächter. Andererseits durfte er auf keinen Fall zu pompös wirken: Durch eine offensichtliche Demonstration ihres Wohlstandes fürchteten sie, auf Verpächterseite eine Pachterhöhung auszulösen. Dieses Jahr wurde der denkmalgeschützte Teetempel in Nienburg umfassend restauriert.

Niedersächsische Bescheidenheit

Beim Bau des Teetempels entschieden sich die Pächter der Domäne bewusst für Holz und Mauerwerk. Sie verzichteten auf jeglichen Prunk und errichteten den Teetempel zudem etwas abseits auf dem Gut. Entworfen wurde er vom damals in der Weserregion bedeutenden Architekten Emanuel Bruno Quaet-Faslem oder einem seiner Schüler.

Zahn der Zeit

Heute ist der Schäferhof und damit auch der Teetempel in Privatbesitz. Konrad Volger, seit Kurzem auch Präsident der Hoya-Diepholz’schen Landschaft, bewohnt und bewirtschaftet die weitläufige Anlage mit seiner Familie. „Meine Großmutter hat im Pavillon noch ihren Tee eingenommen“, erinnert sich Volger. Mit zunehmender Baufälligkeit wird der Teetempel in den folgenden Jahrzehnten jedoch nur noch als Raum zur Aufbewahrung und als Unterstand für Gerätschaften genutzt.

Rettung im letzten Moment

Dem in der Region einzigartigen Gebäude droht der Verfall. Ein Zustand, den Volger nicht hinnehmen will. Er erkundigt sich nach Fördermaßnahmen und findet sie schließlich bei der VGH Stiftung im Förderbereich Gartendenkmäler und beim Amt für regionale Landesentwicklung. Einen nicht unerheblichen Teil der Restaurierung trägt Volger selbst, unter anderem durch Eigenleistung.

Glanzleistung des Denkmalschutzes

Umfangreiche Abstimmungen und Auflagen gehen dem Baubeginn im Dezember 2019 voraus: Ein Farbrestaurator trägt die verschiedenen Farben der Jahrhunderte Schicht um Schicht ab, analysiert sie und entwickelt schließlich ein neues Farbkonzept für den Teetempel. Eine speziell auf Restaurierung ausgerichtete Baufirma besichtigt den Pavillon, gibt ein detailliertes Angebot ab und wird schließlich mit den Arbeiten beauftragt.

Bauphase mit Hindernissen

Der Schädlingsbefall in den Balken und eine durchfeuchtete, einsturzgefährdete Wand treten erst bei genauerem Hinsehen zutage und verzögern die Arbeiten. Auch Corona und die eingeschränkte Verfügbarkeit der Baufirma, die parallel das Kloster Loccum restauriert, durchkreuzen hier und da die Planungen. Volger und seine Familie leben ein gutes halbes Jahr mit der Baustelle im eigenen Garten.

Ein neues Leben für den Teetempel

Ende Juli 2020 erstrahlt der Teetempel endlich wieder in neuem Glanz. Lediglich Traufe, Regenrinne, Beleuchtung und Steckdosen müssen noch installiert werden. Und wenn alles fertig ist? Volger: „Wir hatten schon einmal junge Musiker der Musikschule Nienburg bei uns im Haus zu Gast. Jetzt können wir uns gut vorstellen, ihnen für besondere Gelegenheiten unseren Teetempel zur Verfügung zu stellen.“

Text und Medien: Anna Stella Bonin
Umsetzung Internet: Jörg Zimmermann