
Museen, Bibliotheken und Archive bewahren Jahrhunderte alte Geschichte, ein Feuer oder Hochwasser kann diese Bestände auf einen Schlag vernichten. Die VGH Stiftung unterstützt Notfallverbünde im Elbe-Weser-Raum.
Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar 2004, der Einsturz des Stadtarchivs in Köln 2009, schließlich das Weihnachtshochwasser 2023, als auch Weser und Aller über die Ufer traten und damit u.a. historische Buchbestände gefährdeten: Für den Landschaftsverband Stade war dieses Gefahrenszenario der ausschlaggebende Impuls, um die Initiative zur Gründung von Notfallverbünden im gesamten „vom Wasser lebenden und gefährdeten Elbe-Weser-Raum“ zu ergreifen, sagt Dr. Hans-Eckhard Dannenberg, Geschäftsführer des Landschaftsverbandes. Dr. Moritz Geuther, Museumsreferent des Verbandes, ergänzt: „Mit dem Klimawandel vor der Haustür werden Starkregenereignisse in ihrer Heftigkeit und Häufigkeit eher noch zunehmen. Entsprechend wichtig ist es, dass sich die Einrichtungen unserer Region dafür gewappnet fühlen.“
Ein Notfallverbund versteht sich als Zusammenschluss von Museen, Archiven und Bibliotheken mit dem Ziel, sich in einer Notsituation mit Material und Personal gegenseitig zu unterstützen, aber sich auch gemeinsam auf einen solchen Notfall vorzubereiten. Im März 2025 lud der Landschaftsverband Stade deshalb alle hauptamtlich geführten, Kulturgut bewahrenden Einrichtungen der Region zu einem Kick-Off-Treffen ein. In einem zweiten Schritt sollen möglichst viele auch ehrenamtlich organisierte Häuser oder Vereine hinzukommen.
Hilfe zur Selbsthilfe: Wenn es im Krisenfall schnell gehen muss
Die VGH Stiftung fördert die Gründung und Erstausstattung von Notfallverbünden im Elbe-Weser-Raum mit insgesamt 15.000 Euro, dadurch konnten auch weitere Förderer mit ins Boot geholt werden. Mit den Geldern sollen vor allem Notfallboxen mit Rettungsmaterial für die beteiligten Einrichtungen sowie Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanziert werden. Dank der Boxen ist alles an einem Ort, wenn es im Krisenfall schnell gehen muss. „Papier beginnt nach zwei Tagen zu schimmeln, in diesem engen Zeitfenster muss es gelingen, durchnässtes Kulturgut zu bergen, in Stretchfolie einzupacken und schockzufrosten. Dafür benötigt man viele helfenden Hände, und jeder Handgriff muss sitzen“, sagt Moritz Geuther. Für größere Schadensereignisse ist außerdem die Anschaffung eines Notfallanhängers geplant.
Mit Hilfe der Unterstützung durch die VGH Stiftung sind die entstehenden Notfallverbünde im Elbe-Weser-Raum auf einem guten Weg. Deutschlandweit entstehen zunehmend lokale oder regionale Verbünde, auch in ganz Niedersachsen. Die positive Entwicklung birgt organisatorische Herausforderungen: „Gefühlt erfindet jeder Notfallverbund das Rad neu“, sagt Hans-Eckhard Dannenberg. „Es wäre wichtig, auf Landesebene auch eine übergeordnete Koordination und einheitliche Standards zu haben, dann würde dieser Prozess deutlich effektiver vonstattengehen.“




