Literatur

Das erlesene Dorf

Landflucht, demographischer Wandel, Leerstand – das Dorf Wiershausen im Landkreis Northeim hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie viele andere kleine Gemeinden auch. Die Wiershäuser haben einen ganz eigenen Ansatz gefunden, das Problem in Angriff zu nehmen: Zwei der leerstehenden Häuser wurden in einem ersten Schritt mit viel Engagement durch die Bürgerinnen und Bürger instandgesetzt und für erste Lesungen und Ausstellungen genutzt. Aufgrund des großen Erfolges entwickelte Sarah Raich, Autorin und geborene Wiershäuserin, zusammen mit ihren Mitstreitern die Idee, ein Lesefest zu organisieren, bei dem Menschen in der Region und darüber hinaus die besondere Atmosphäre des Dorfes als Lesebühne erleben. So entstand das Festival „Das erlesene Dorf“, durch das u.a. auch Menschen in anderen niedersächsischen Kommunen und Dörfern inspiriert werden sollen, vorhandenen Leerstand als Chance wahrzunehmen und gemeinsam neue Orte der Kultur zu schaffen.

Nicht nur bei den Sanierungsarbeiten, auch beim Festival half das ganze Dorf mit seinen 140 Einwohnern mit: Familien und Firmen stellten ihre Grundstücke als Spielorte zur Verfügung, die freiwillige Feuerwehr sorgte für Sicherheit und Gegrilltes, die Inhaberin des örtlichen Buchladens baute einen Pop-Up-Shop auf. Neun Autorinnen und Autoren – Kathrin Hotowetz, Cornelia Achenbach, Hannes Köhler, Sarah Raich, Margarete von Schwarzkopf, Helga Häusler, Viktor Funk, Phil Mira und Sebastian Stuertz – lasen aus ihren Romanen, deren Handlung zum größten Teil im Harz(-umland) angesiedelt ist. Die Lesungen fanden, dem Wetter sei Dank, unter freiem Himmel statt: von einer Lieferrampe herab, in Höfen und einem privaten Garten.

Margarete von Schwarzkopf, ehemalige NDR-Mitarbeiterin und inzwischen bekannt für ihre Krimis, resümierte im Interview mit NDR Kultur: „Wir alle kennen Niedersachsen, wir alle mögen Niedersachsen. Aber ganze Teile dieses wunderschönen Landes kommen zu kurz. Aber heute wird das ein bisschen aufgebessert – bei solch einem Festival.“

Das Projekt wurde maßgeblich gefördert durch die VGH Stiftung.