Literatur

Die Menschen hinter dem JULIUS-CLUB

Der JULIUS-CLUB wurde vor 16 Jahren von der VGH Stiftung und der Büchereizentrale Niedersachsen ins Leben gerufen, um Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 14 Jahren für das Lesen zu begeistern und ihnen aktuelle Kinder- und Jugendliteratur zu bieten. Seitdem können 11- bis 14-Jährige während der Sommerferien in zahlreichen niedersächsischen Bibliotheken kostenlos von einer Jury ausgewählte Bücher ausleihen und an Lesungen, Ausflügen und Workshops teilnehmen.
Die Bibliotheken und ihre Bücher sind das Herz des Clubs. Doch dahinter passiert noch mehr: Die VGH Stiftung finanziert den JULIUS-CLUB und organisiert die Auftakt- und Abschlussveranstaltung für die Bibliotheken, wirkt bei der Bücherjury mit, pflegt die offizielle JULIUS-CLUB-Webseite und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Werbematerialien.
Die VGH Stiftung wurde im Jahr 2000 von den VGH Versicherungen gegründet, um ihre Gemeinwohlorientierung auszudrücken, da sie sich als öffentlicher Versicherer den Menschen vor Ort besonders verbunden fühlen. Über die Arbeit der Stiftung hinaus unterstützen die VGH Regionaldirektionen und die historischen Landschaften den JULIUS-CLUB als örtliche Repräsentanten bei der Betreuung der Bibliotheken und der Angebote vor Ort als unerlässliches Bindeglied in der Region.
Die Büchereizentrale Niedersachsen ist als Organisatorin das Bindeglied zwischen den Bibliotheken und dem CLUB; sie kümmert sich unter anderem um die Ausschreibung, pflegt den Blog, erstellt die Bücherlisten und organisiert die Jurysitzungen.

Um einen Einblick hinter die Kulissen des JULIUS-CLUBs zu geben, wurden Personen interviewt, ohne die und ohne deren Institutionen es den JULIUS-CLUB nicht geben würde. Und wie könnte es anders sein: Im Mittelpunkt der Gespräche standen natürlich Bücher und die Literatur.

Dr. Ulrich Knemeyer

Dr. Ulrich Knemeyer ist Vorstandsvorsitzender der VGH Versicherungen und Mitglied des Vorstandes der VGH Stiftung.

Was war Ihr Lieblingsbuch, als Sie noch Kind waren?
In meiner Grundschulzeit erinnere ich mich an eine ganze Serie spannender Kinderbücher der Fünf Freunde von der Autorin Enid Blyton. Die Fünf Freunde fanden auf ihrer Felseninsel geheimnisvolle Spuren und gingen auf Abenteuerreise. Die Geschichten haben mich damals gefesselt. Georgina, ein Mädchen, das lieber ein Junge sein wollte, verfolgte gemeinsam mit ihrem intelligenten Mischlingshund Tim und ihren Cousins Julius und Richard sowie Cousine Anne in den Sommerferien Strandräuber oder alle erforschten eine Schatzinsel, auf der sie sogar Entführer jagten. Die Spurensuche der Fünf war so spannend, dass ich teilweise mit einer Taschenlampe unter meiner Bettdecke heimlich weitergelesen habe. Andernfalls hätte mein kleiner Bruder lautstark nach unserer Mutter gerufen, wenn ich meine Leselampe im Schlafzimmer angeknipst hätte.

Welches Buch bewegt Sie aktuell am meisten?
Zurzeit lese ich das neue Buch von Richard David Precht zum aktuellen Umbruch unserer Arbeitswelt. „Freiheit für alle: Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten“. Seine Thesen und Argumente, wie wir in Zukunft arbeiten werden und warum die Digitalisierung mit der Einführung intelligenter Computersysteme auf Basis innovativer KI-Algorithmen einen erheblichen Umbruch für Verwaltungsberufe und Dienstleitungen von Banken und Versicherungen mitbringen wird, beschäftigen mich. Schließlich stehen wir in der VGH vor ähnlichen Fragen und Aufgabenstellungen in den nächsten Jahren.

Was macht den JULIUS-CLUB für Sie aus?
Der JULIUS-CLUB der VGH Stiftung ist ein wunderbares Projekt, um Kinder und Jugendliche für das Lesen und die Literatur zu begeistern. Die Kombination aus altersgerechten und spannenden Büchern, gepaart mit den kreativen Aktionen der Bibliotheken, macht den JULIUS-CLUB zu einem besonderen Erlebnis. Der JULIUS-CLUB öffnet eine Tür zu anderen Welten und bringt junge Menschen dazu, sich aktiv und face to face mit Gleichaltrigen in den Sommerferien zu treffen und
über Geschichten, die sie bewegen, auszutauschen. Gerade auch für Kinder, die in den Sommerferien nicht vereisen können oder die zu Hause ansonsten nicht viel mit Literatur in Berührung kommen, ist der JULIUS-CLUB eine echte Bereicherung – und deswegen ein wichtiger Bestandteil unseres gesellschaftlichen Engagements als gemeinwohlorientiertes Unternehmen in Niedersachsen und Bremen.

Friedrich v. Lenthe

Friedrich v. Lenthe ist Vorstandsvorsitzender der VGH Stiftung und Vorsitzender der Aufsichtsräte der VGH Versicherungen.

Was war Ihr Lieblingsbuch, als Sie noch Kind waren?
Als Kinder und Jugendliche haben wir zugegebenermaßen doch sehr viele Bücher gelesen, die heutige Eltern ihren Kindern wahrscheinlich nicht mehr erlauben. Dazu zählten natürlich die unzähligen Bände von Karl May und natürlich auch „Klaus Störtebecker“. Dieser Raufbold hatte es mir besonders angetan. Vielleicht, weil er so entscheidungsfreudig und durchsetzungsfähig war…

Welches Buch bewegt Sie aktuell am meisten?
Der Roman „Zwei Herrn am Strand“ von Michael Köhlmeier ist nicht ganz neu, fasziniert mich aber immer noch. Auf der Grenze von Realität und Fiktion begegnen sich Charlie Chaplin und Winston Churchill in langer Freundschaft und dem gegenseitigen Versprechen, sich zur Bewältigung ihrer Depressionen („der schwarze Hund“ von ihnen genannt) zu helfen.

Was macht den JULIUS-CLUB für Sie aus?
Der Julius-Club verbindet fast spielerisch, auf jeden Fall verbunden mit viel Freizeitspaß, eine wünschenswerte „Wertevermittlung an Kinder und Jugendliche“. Ein optimales Format für die VGH Stiftung, die sich einer solchen seit ihrer Gründung im Jahre 2000 ausdrücklich verschrieben hat.

Stefanie Thiem

Stefanie Thiem ist Referentin für Leseförderung und Projektleiterin des JULIUS-CLUBs in der VGH Stiftung.

Was war Ihr Lieblingsbuch, als Sie noch Kind waren?
Ganz klar war das „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren. Ihre Abenteuer mit Annika und Tommy, das Leben in der Villa Kunterbunt mit dem Affen, Herrn Nilsson, und ihrem Pferd (das sie hochheben konnte!) haben mich als Kind fasziniert und in den Bann gezogen.

Welches Buch bewegt Sie aktuell am meisten?
Derzeit lese ich „Das Volk der Bäume“ von Hanya Yanagihara. In diesem Buch begibt sich die amerikanische Autorin mit ihrem Protagonisten, Dr. Abraham Norton Perina, auf eine Expedition in eine fremde Dschungelwelt, die zur Begegnung mit den Abgründen des Menschlichen führt. Die Fabulierkunst von Yanagihara ist beeindruckend.

Was macht den JULIUS-CLUB für Sie aus?
Ich schätze das Engagement und die Kreativität der JULIUS-CLUB Bibliotheken sehr; erst durch sie erwacht der CLUB zum Leben. Der Phantasie und der Experimentierfreude aller Beteiligten sind keine Grenzen gesetzt. Der Spaß am Lesen und die gemeinsamen Aktionen stehen hier an erster Stelle!

Franziska Sievert

Franziska Sievert betreut den JULIUS-CLUB in der Büchereizentrale Niedersachsen.

Was war Ihr Lieblingsbuch, als Sie noch Kind waren?
Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren. Das Mädchen Ronja war für mich als Kind ein tolles Vorbild, da sie so mutig, lebenslustig und selbstbewusst ist. Ihre Liebe zum Wald, zur Natur und zu den Tieren haben auch mich als Kind veranlasst nach draußen zu gehen, den Wald zu erkunden und „outdoor“ etwas zu erleben.

Welches Buch bewegt Sie aktuell am meisten?
Ich habe gerade den Roman „Über Menschen“ von Juli Zeh begonnen, in dem die Protagonistin Dora von der Großstadt Berlin nach Brandenburg aufs Land gezogen ist. Dies passt zu meiner Lebenssituation, da ich mich auch gerade wohnlich verändert habe und meine Hamburger Stadtwohnung gegen ein kleines Häuschen in Niedersachsen getauscht habe und dort das „Draußensein“ genieße. Ich finde es toll Bücher von Menschen zu lesen, in denen ich mich wiederfinden kann und die vor ähnlichen Entscheidungen stehen.

Was macht den JULIUS-CLUB für Sie aus?
Der JULIS-CLUB ist für mich ein großartiges Projekt, dass jungen Menschen Spaß und Freude am Lesen und an Büchern vermittelt. Gerade Jugendliche aus nicht buch-affinen Familien lernen durch das Zusammensein mit den anderen Club-Mitgliedern, durch die gemeinsamen Veranstaltungen und Events den Ort Bibliothek neu kennen und lieben.
Gemeinsam tauchen die Club-Teilnehmenden in spannende Bücherwelten ab, begegnen Identifikationsfiguren und entwickeln sich weiter. Das Lesen wird für sie zu einer persönlichen Bereicherung und begleitet sie im besten Falle auch nach dem JULIUS-CLUB noch weiter!

Jan Paschetag

Jan Paschetag ist Illustrator und Grafik Designer des JULIUS-CLUBs

In der einen Hand stets ein Buch und trotzdem immer mittendrin: Was wäre der JULIUS-CLUB ohne den Julius? Die Comicfigur mit den wilden Haaren ist von Anfang an dabei. Und genau wie der JULIUS-CLUB, hat sich auch Julius über die Jahre immer weiterentwickelt: Vom Fallschirmsprung über den Sprung ins Digitale und nun lesend im Baum hat er schon viel erlebt.

Zum Abschluss unserer Interviewreihe haben wir mit demjenigen gesprochen, der ihn jedes Jahr neu zum Leben erweckt: Jan Paschetag ist beim JULIUS-CLUB zuständig für die Illustrationen und das Grafikdesign – das spiegelt sich auch in seinen Lektüren wieder:

Was war Ihr Lieblingsbuch, als Sie noch Kind waren?
Dazu fällt mir – außer den „Lustigen Taschenbüchern“ und Yps-Heften – leider nicht allzu viel ein. Viel präsenter sind für mich die Bücher, die ich meinem Sohn vorgelesen habe, als er noch klein war. Eines unserer absoluten Favoriten war und ist „Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum!“. Anarchisch, witzig, rotzfrech, durchgeknallt und wunderbar illustriert. Wir haben uns kaputtgelacht.

Welches Buch bewegt Sie aktuell am meisten?
Am meisten bewegt hat mich (wieder einmal) „Jimmy Corrigan. The Smartest Kid On Earth“ von Chris Ware, das ich gerade zum x-ten Mal gelesen habe. Eine dicke Graphic-Novel im relativ kleinen Format. Die komplexe Familiengeschichte über mehrere Generationen ist wahnsinnig gut illustriert und gestaltet, sehr intensiv und zum Teil furchtbar traurig. Hammerbuch.

Was macht den JULIUS-CLUB für Sie aus?
Der JULIUS-CLUB begleitet mich schon seit 15 Jahren und war für mich persönlich ein wichtiger Startschuss für meine freiberufliche Tätigkeit als Grafiker und Illustrator.
Ich finde es großartig, wie viele Leute mitmachen, wie sie sich für den JULIUS-CLUB einsetzen und was sie mit ihren eigenen Ideen daraus machen. Das Lesen steht zwar im Vordergrund, aber der JULIUS-CLUB ist in meinen Augen mittlerweile viel mehr als „nur“ der Leseclub, als der er ursprünglich gestartet ist. Wenn ich mir die Bilder von den Veranstaltungen ansehe, freue ich mich riesig, was alles beim JULIUS-CLUB abgeht.
Die Zusammenarbeit mit der VGH Stiftung finde ich immer positiv und familiär. Die Leute sind mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe, dass es noch lange so weitergeht mit dem JULIUS-CLUB.