Kulturelle Bildung

Kultur im Hospiz

Die VGH Stiftung berücksichtigt bei ihrer Förderung auch Projekte, die mildtätige, also soziale bzw. gemeinnützige Ansätze verfolgen. In Kooperation mit dem Hospiz- und Palliativverband Niedersachsen e.V. unterstützt sie knapp 20 Kulturprojekte im Rahmen der Hospizarbeit in Niedersachsen, darunter einen Kunstworkshop in Hannover oder Improtheater in Lüneburg.

Improvisationstheater Sie werden lachen, es geht um den Tod

„Wer von Ihnen würde lieber im Sarg, wer lieber in einer Urne bestattet werden?“ Mit dieser „Eisbrecherfrage“ eröffnen die Tabutanten ihr Impro-Programm „Sie werden lachen, es geht um den Tod“ im Theater e.novum in Lüneburg, Veranstalter ist der Ambulante Hospizdienst Lüneburg e.V.. Knapp 100 Besucher*innen sind gekommen: Angehörige, Ehrenamtliche, aber auch viele Kulturinteressierte, die einfach Lust hatten auf Improvisationstheater. Tatsächlich wird viel gelacht an diesem Abend, aber das Programm ist kein Schenkelklopfer. Viele Szenen berühren, regen zum Nachdenken an, lassen Tränen fließen. Es ist dieser Mix aus Ablenkung, Unterhaltung und der Anregung, sich auch über schwierige Themen Gedanken zu machen, der beim Publikum ankommt – und damit so wertvoll ist für die Hospizarbeit. Daran arbeiten Christiane Holzer und Simone Schmitt aus Aschaffenburg mit viel Intuition und Fingerspitzengefühl. Seit 2013 stehen sie als „Tabutanten“ auf der Bühne, in ihren Shows greifen sie Tabuthemen auf, die sonst gerne weggeschoben werden – wie eben auch der Tod.

„Wir sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, das Thema „Sterben“ in die Gesellschaft zurückzuholen. Unter anderem mit kulturellen Veranstaltungen können wir die Hospizarbeit in der Öffentlichkeit sichtbar machen. Gleichzeitig kann es den Betroffenen helfen, sich künstlerisch mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen – oder auch, bei einem Konzert oder beim Kabarett abzuschalten. Deshalb sind wir der VGH Stiftung für ihre finanzielle Unterstützung dieser Projekte sehr dankbar“, sagt Ulrich Kreutzberg, Vorsitzender des Hospiz- und Palliativverbandes Niedersachsen.

Malworkshop im Hospiz Luise

In dem großzügigen Garten steht ein Strandkorb, überall blühen hellrosa Rosen, auf der Terrasse spenden zwei Sonnenschirme Schatten, beide in freundlichem Orange. Ein Widerspruch zum Tod als Thema im stationären Hospiz nebenan? Nein, denn hier wird deutlich: Leben und Tod gehören zusammen. Zum ersten Mal findet im Garten ein Malworkshop statt, angeleitet von der Fotografin, Grafikerin und bildenden Künstlerin Antonia Jacobsen. Der Workshop steht unter dem Motto „Was im Leben wichtig ist.“ Schnell sind sich die Teilnehmer*innen einig: Es sind nicht die materiellen Dinge, die zählen, vor allem nicht in der letzten Phase des Lebens. Viel wichtiger sind die großen Themen – Frieden, Liebe und immer wieder: Familie.

„Im Dezember habe ich mein Todesurteil erhalten“, hatte eine Teilnehmerin in der Vorstellungsrunde gesagt: Krebs im Endstadium. Sie hatte sich immer für Kunst interessiert, jetzt nimmt sie an dem Malworkshop teil, um sich kreativ auszudrücken. Für einen anderen Teilnehmer ist der Workshop eine Möglichkeit, sich künstlerisch auseinanderzusetzen mit dem, was ihn gerade besonders beschäftigt. Und er hofft, mit dem entstehenden Bild seiner Familie etwas Bleibendes hinterlassen zu können. Auch eine kurdisch-syrische Familie ist dabei, die vor dem Krieg fliehen musste. Einer der zwei Söhne malt bunte Blumen auf schwarzes Tonpapier, umklebt sie mit reichlich Glitzersteinen. „Die Mutter erzählt, dass er früher immer nur Panzer gemalt hat“, sagt Hilde Weeg, im Hospiz zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „Er hat vielleicht etwas verarbeiten können, über das er nicht sprechen konnte.“

Stiftungsdirektor Dr. Johannes Janssen setzt auf eine langfristige Kooperation mit dem Hospizverband:

„Die Hospize leisten eine großartige Arbeit, um ein Sterben in Würde zu ermöglichen und etwas Licht in das Leben der Angehörigen zu bringen. Deshalb ist es uns ein besonders Anliegen, diese Arbeit im Rahmen unserer Förderbereiche zu unterstützen.“

Der Hospiz- und Palliativverband Niedersachsen e.V. vertritt 124 ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienste sowie die Träger von 35 stationären Hospizen, ein Klinikum und einen Palliativstützpunkt. Schwerpunkt der Hospizarbeit ist die Betreuung schwerstkranker sowie sterbender Menschen, aber auch die Trauerbegleitung deren Angehöriger. Die VGH Stiftung unterstützt kulturelle Veranstaltungen oder Kunstworkshops der Hospizarbeit in Niedersachsen mit einer Fördersumme von über 11.000 Euro. Der Malworkshop im Hospiz Luise fand am 10. August in Hannover statt, das Improtheaterstück „Sie werden lachen, es geht um den Tod“ am 18. August 2024 in Lüneburg.