Denkmalpflege

Die Gruft der Adelsfamilie von Hedemann

Die Adelsfamilie

Unter dem Turm der St. Cyriaci Kirche zu Dorste verbirgt sich die Gruft der Adelsfamilie von Hedemann. Diese Familie besaß seit 1618 ein Gut im Ort und wurde Mitte des 17. Jahrhunderts in den Adelsstand erhoben. Sie hatte einen großen Einfluss auf das wirtschaftliche und kulturelle Leben des Dorfes.

Die Grablege

Die Familiengrablege unter dem Kirchturm wurde 1704 eingerichtet und bis 1858 wurden dort insgesamt 21 Erwachsene und 4 Kinder beigesetzt. Nach dem Verarmen der Familie Mitte des 19. Jahrhunderts blieben die Gruft und die darin befindlichen Särge lange unbeachtet. Erst im Jahr 2015 wurde die renommierte „Forschungsstelle Gruft“ aus Lübeck auf die Grablege aufmerksam und wertete sie als wichtiges Zeugnis der historischen Begräbniskultur, für dessen Erhalt aber umfangreiche Sicherungsmaßnahmen notwendig seien. Daraufhin wurde die Kirchengemeinde aktiv und ließ 2022 die Gruft sanieren, die Särge aufwendig restaurieren und alle Befunde wissenschaftlich dokumentieren. Die VGH Stiftung unterstützte dieses Projekts aufgrund seiner Bedeutung für die regionale Kulturgeschichte.

Die Dorster Adelsgruft zeigt die Begräbniskultur (Sepulkralkultur) vom Hochbarock über Rokoko, Klassizismus und Empire bis zum Biedermeier geradezu lehrbuchhaft. Zudem wurde diese Grablege – ein seltener Glücksfall – nie geplündert oder anderweitig beschädigt. Die Särge wiesen zwar einige Schäden wie z. B. Schimmelbefall, verrottete Sargböden, verblasste Farbgebung und korrodierte Metallbeschläge auf, befanden sich aber ansonsten in einem vergleichsweisen guten Zustand. So waren z. B. alle Inschriften auf den Särgen erhalten und lesbar, wodurch sich sämtliche Objekte zeitlich einordnen ließen.

Die Sanierung

Während der Wiederherstellungsmaßnahmen wurde in der Gruft der Lehm- durch einen Backsteinboden ersetzt, um die Särge künftig vor Bodenfeuchtigkeit zu schützen. An den Särgen selbst wurden die aufwendigen Bemalungen – Verzierungen, farblich gestaltete Wappen und Inschriftentafeln – wiederhergestellt und die Beschläge vom Rost befreit. So konnte ein wichtiges Zeugnis der Bestattungskultur des 18. und 19. Jahrhunderts frühzeitig gesichert werden. Die klare zeitliche Einordnung der verschiedenen Stil- und Zierelemente lässt erhoffen, dass die wissenschaftliche Dokumentation der Särge der Familie von Hedemann zukünftig andernorts die Datierung von vergleichsweise schlechter erhaltenen Bestattungen erleichtert.

Dokumentation

Nach dem Abschluss der Restaurierungsmaßnahmen befinden sich die 25 Särge wieder an ihrem alten Platz. Motiviert durch das große Interesse der Öffentlichkeit, das die größtenteils im Kirchenraum durchgeführte Restaurierung hervorrief, plant die Kirchengemeinde nun, im Kirchturm einen Ausstellungsraum einzurichten, der über Gruft und Bestattungskultur, die Familie von Hedemann und die Dorster Ortsgeschichte informiert. An besonderen Tagen wie z. B. dem Tag des offenen Denkmals soll zukünftig die Gruft für kleine Besuchergruppen geöffnet werden.

Auf den folgenden Webseiten finden sich 360°-Ansichten der Gruft im Zustand vor und nach der Sanierung:

Vor der Sanierung: https://dorste.sightkick.de/gruft/

Nach der Sanierung: http://sightkick.de/gruft-nachher/

Anfahrt

St. Cyriaci-Kirche

37520 Osterode am Harz

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